„Goaßlschnalzen“

Tiroler Brauchtum mit Knall

Früher haben Hirtinnen und Hirten über weite Distanzen mit der „Goaßl“ von Alm zu Alm geschnalzt, um miteinander kommunizieren zu können. Damit wurde signalisiert, dass es ihnen auf der abgeschiedenen Alm gut geht und sie noch am Leben sind. Das ist wohl der Hintergrund dieses sehr alten Brauches aus Österreich.

Ursprünglich kommt die Bezeichnung von der Fuhrmannspeitsche, die im bairischen Dialekt „Goaßl“, also Geißel genannt wird. Das Schnalzen bezieht sich auf das laute und schnelle Knallen der Peitsche, mit dem sich die damaligen Fuhrleute vor unübersichtlichen Stellen bemerkbar gemacht haben. Nachdem diese Berufsgruppe mit Pferde- oder Ochsengespannen seit Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem Alltag verschwunden ist, wird das Schnalzen heutzutage als landestypische Tradition gepflegt.
Durch schnelles Schwingen der Geißel über dem Kopf schaffen es die „Goaßlschnalzer“ mithilfe ihres ganzen Körpereinsatzes mit dem Nylonende der Peitsche jedes Mal die Schallmauer zu durchbrechen. Wobei dieses typische Schnalzgeräusch entsteht.

Um die Geißel so zum Knallen zu bringen, braucht es einiges an Übung. Es geht nicht nur um die Gleichmäßigkeit beim Rhythmus, sondern ebenso um einen möglichst einheitlich lauten Ton. Aus diesem Grund werden auch Wettbewerbe im „Goaßlschnalzen“ veranstaltet. Diese finden im Einzelwettbewerb oder als Doppel- oder Gruppenwettkampf statt. Um in diesen Wettstreiten erfolgreich zu sein, muss die Peitsche sowohl mit der Vorhand als auch mit der Rückhand den gleich lauten Ton erzeugen und auch die Haltung spielt dabei eine Rolle.

Diese Jahrzehnte alte Tradition war früher in ganz Tirol verbreitet. Besonders das Aperschnalzen, das von Stephanitag bis zum Faschingsdienstag stattfindet, war üblich. Mit dem lauten Knall sollten die „Goaßlschnalzer“ den Winter vertreiben und den Frühling willkommen heißen. Mittlerweile wird das Aperschnalzen nur noch in sehr vereinzelten Gebieten praktiziert. Im Salzburger Flachgau und im benachbarten Rupertigau gilt dieser Brauch seit 2013 als UNESCO-Kulturerbe.

In Längenfeld im Ötztal dagegen wurde 1988 ein Verein gegründet, der es sich zum Ziel machte, das alte Brauchtum zu erhalten. Der Längenfelder Schnöllerverein schnalzt ganzjährig bei Hochzeiten, Geburtstagen, Trachtenfesten, Almfesten und Erntedankfesten. Heute zählt der Verein etwa 150 Mitglieder, die schon mehrfach mit Preisen prämiert wurden und dieses Brauchtum hoffentlich noch lange erhalten werden.

Weitere interessante Beiträge

Allgemein | Almfuchs | Freizeit & Erholung | Leute & Leben auf der Alm | Videos

Dr. Georg Lexer: Unsere Almen sind die Gesundheitslandschaft der Zukunft

Weiterlesen
Brauchtum | Geschichte | Geschichte & Brauchtum

Osterbräuche mit Eiern, Feuer, Ratschen und Rädern

Weiterlesen
Allgemein | Leben & Arbeiten | Natur

Auf der Alm kommen sich Kuh, Hirsch und Reh nicht in die Quere

Weiterlesen
Allgemein | Arbeiten auf der Alm | Leben & Arbeiten

Vor der Almsaison ist nach der Almsaison

Weiterlesen
Allgemein | Leute & Leben auf der Alm | Videos

Unsere Almen sind für vieles im Land wichtig

Weiterlesen
Allgemein | Brauchtum | Geschichte | Geschichte & Brauchtum | Leben & Arbeiten

Schermer: „Almen geraten von vielen Seiten unter Druck“

Weiterlesen
Allgemein | Arbeiten auf der Alm | Leben & Arbeiten

Das ist die Schule der Alm: Grundkurs (1/2)

Weiterlesen
Allgemein | Arbeiten auf der Alm | Leben & Arbeiten

Die Alm als Wiedereinstieg ins Berufsleben

Weiterlesen
Almtradition | Arbeiten auf der Alm | Brauchtum | Geschichte & Brauchtum | Handwerk | Leben & Arbeiten | Leute & Leben auf der Alm

Heuziehen im Tiroler Valsertal

Weiterlesen
Arbeiten auf der Alm | Leben & Arbeiten | Leute & Leben auf der Alm

Was es zum Arbeiten auf unseren Almen braucht

Weiterlesen