Literarische Almschmankerln aus dem Buch: Villgrater Natur – Villgrater Kultur

…auf den Spuren des Villgratentals

Ein Buch mit viel Historie, Kultur und Bräuchen dürfen wir euch heute vorstellen. Das Buch „Villgrater Natur – Villgrater Kultur“ wurde von Rauchegger Andreas und Schett Josef herausgegeben und ist im Studia Verlag erschienen. Es beschreibt das Leben im beschaulichen Villgratental und überzeugt mit fachlichen Beiträgen von namenhaften Wissenschaftlern wie Bernhard Flatscher, Robert Perfler, Sabine Sutterlütti, Franz Jäger und Andreas Rauchegger. Das Vorwort hat der ehemalige Landwirtschaftsminister und EU-Kommissar Dr. Franz Fischler verfasst. Vielen Dank an den Studia Verlag für diese Empfehlung, wodurch wir die Entwicklung des Villgratentals von der Besiedlungsgeschichte bis zum heutigen Tag mitverfolgen und -erleben konnten.

„Umrahmt von den Lienzer- und Sextner Dolomiten im Süden sowie der Rieserferner- und Venediger Gruppe im Norden, erheben sich die Villgrater Berge südlich des Alpenhauptkammes. Zentral und herzförmig darin eingebettet liegt – als Teil des Hochpustertales – das Bergsteigerdorf Villgratental. Unberührt vom Tosen der touristisch erschlossenen Alpenwelt, konserviert es nahezu unverändert das ebenso beschauliche wie beschwerliche Dasein längst vergangener Zeiten, und das soll nach dem erklärten Willen seiner Bewohner auch so bleiben. Jahrhundertealte Bräuche und Kulturwerte haben sich in der Abgeschiedenheit des Tales ebenso erhalten wie eine intakte, wenn auch übermächtige und bisweilen lebensbedrohliche Natur.

Schett Josef ist selbst Schafbauer und Unternehmer aus dem Villgratental. Viele Erzählungen wurden ihm von seiner eigenen Familie, insbesondere seinem Großvater sowie seiner Mutter, überliefert. Bereits der Großvater hat in der Ahnengeschichte der Familie geforscht und Urkunden sowie Fotos gesammelt. Mit fünf Jahren kam Josef Schett das erste Mal auf die Alm seiner Tante und konnte dort den Geschichten der älteren Hirtinnen und Hirten lauschen. Später hat er den Wert dieser überlieferten Erzählungen für sich erkannt und begann das Gehörte zu dokumentieren.

Als Autor hat er sich für das Buch den Ethnologen, Doktor der Volkskunde, Autor und Kurator für Kunst- und Kulturprojekte Dr. Andreas Rauchegger an die Seite geholt. Gemeinsam haben sie vier Jahre lang am Buch gearbeitet und die Geschichten der Einheimischen durch fachliches Wissen und Forschung von Expertinnen und Experten im Bereich Ethnologie, Linguistik und Historik untermauert. Das Ergebnis sind fast 400 Seiten voll überragender Geschichten und Bilder. Die Erzählungen handeln von der Besiedlung des Gebietes über geschichtliche Ereignisse bis hin zu landschaftlichen Besonderheiten. Ein großer Teil wird auch der Land- und Almwirtschaft im Tal gewidmet. Eine wundervolle Reise in ein Gebiet fernab vom Tourismus, das von seiner gewaltigen Natur, traditionellen Handwerkskunst sowie beschwerlichen Arbeit geprägt wurde.

Abseits von Romantisierungen und Beschönigungen wird im Buch das frühere und oftmals mühsame Leben im Villgratental veranschaulicht. Die Handwerkskunst wurde von Generationen zu Generationen weitergegeben und wird auch heute noch praktiziert. Das Buch beleuchtet Geschichten unter anderem von Schmiedinnen und Schmieden, Schneiderinnen und Schneidern sowie Weberinnen und Webern und zeigt auf, wie schwierige Situationen im abgeschiedenen Tal gemeistert wurde. Anderseits sorgen märchenhafte Sagen für Auflockerung. Für das Buch wurden über 1.000 Seiten uralte Urkunden, Auszüge aus dem Steuerkataster, Matrikel sowie Karten gesammelt und gesichtet. Einige davon sowie alte Fotos sind sogar im Buch verewigt. Das Bergsteigerdorf bleibt damals wie heute weitgehend vom Tourismus verschont und den Bewohnern nach, soll das auch weiterhin so bleiben. Sie schätzen die Ruhe und möchten sich dieses „Alleinstellungsmerkmal“ weiterhin bewahren. Die Unberührtheit hat auch dazu beigetragen, dass Kultur, Handwerk und vor allem die Natur in dieser Form erhalten geblieben sind.  

Ein wirklich interessantes Buch, das die Entwicklung des Tales realitätsgetreu wiedergibt und das Villgratental aus verschiedensten Gesichtspunkten beleuchtet. Ein echter Insidertipp mit bis dato noch nicht veröffentlichen Einblicken. Wir waren erstaunt wie vielfältig das Tal ist und können das Buch nur weiterempfehlen. Gönnt euch selbst eine kleine Auszeit und lasst euch vom Buch mitreisen. Am besten bestellt ihr das Buch online oder holt es euch direkt in den Studia Buchhandlungen in Innsbruck.

Quelle: Studia Verlag (Rauchegger Andreas/Schett Josef, 2021)


Kontaktdaten:

Studia Fachbuchhandlung und -verlag
Herzog-Siegmund-Ufer 15
6020 Innsbruck
verlag@studia.at
http://www.studia.at

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